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Bienenschwarm

Die Bienen erleben den Frühling im Überfluss und nutzen den Aufwärtstrend bis zur Sommersonnenwende zur natürlichen Vermehrung: Die Arbeiterinnen ziehen (meist etwas verborgen) junge Königinnen heran. Kurz vor deren Schlupf verläßt die alte Königin mitsamt einiger tausend Arbeiterinnen den Bienenstock. Das Spektakel beginnt oftmals zur Mittagszeit und dauert nicht länger als eine halbe Stunde – die Bienen versammeln sich als Traube am Ast eines nahe gelegenen Baumes. Während des Orientierens und Sammelns erinnern die umher fliegenden Bienen an eine dichte Wolke. Ein solcher Bienenschwarm ist absolut ungefährlich. Da die Bienen kein “Zuhause” mehr haben, gibt es auch nichts, was sie verteidigen müßten. Ich bin selbst schon mehrfach durch eine solche Schwarmwolke gegangen – ohne auch nur einmal von einer Biene berührt worden zu sein. Sollte also einmal ein Schwarm in Ihrem Garten vorbeischauen, betrachten Sie diese Aufführung ganz entspannt – es lohnt sich.

Nachdem sich der Schwarm an einem Ast niedergelassen hat, schwirren die Kundschafterinnen aus, um ein neues Zuhause zu finden – früher waren das beispielsweise hohle Baumstämme. Heute sind es leider – mangels natürlicher Möglichkeiten – auch schon mal Schornsteine. Um solche Fehlbesiedelungen zu vermeiden, sollte man nun einen Imker anrufen.

Wenn mich ein solcher Anruf erreicht, packe ich eine Schwarmfangkiste und einen Wassersprüher ein – mehr brauche ich nicht. Sofern der Schwarm gut erreichbar hängt und keine akrobatischen Leistungen verlangt, sprühe ich die Bienen zuerst einmal ordentlich mit kaltem Wasser ein. Das führt dazu, dass sich die Bienen noch enger zusammen kuscheln und auch keine Kundschafterinnen mehr auffliegen. Im nächsten Schritt halte ich die Schwarmfangkiste unter den Schwarm und stoße den Ast ein- oder zweimal kräftig auf den Rand der Kiste. Die Bienen fallen als Traube in die Kiste, die ich dann umgehend verschließe. Die Schwarmfangkiste lasse ich nun noch einige Stunden leicht geöffnet – am besten bis in die Abendstunden – vor Ort stehen, bis alle Kundschafterinnen zurückgekehrt sind. Damit bin ich schon fertig.

Zuhause stoße ich die Bienen – ebenfalls mit ein bis zwei kräftigen Stößen – in ihre neue Beute und bringe diese zu einem entfernten Bienenstand. Die Arbeiterinnen beginnen sofort mit dem Bau der Waben. Bereits nach wenigen Wochen sind die ersten Brutwaben belegt und die Sammlerinnen tragen Nektar und Pollen ein.

Der Bienenschwarm ist die natürlichste Art der Vermehrung der Bienen, auch wenn es dem Imker mehr Mühen bereitet. In der naturnahen Imkerei hat der Schwarm dennoch einen festen Platz. Durch regelmäßige Kontrollen von April bis Ende Juni versuche ich bei meinen Völkern den Zeitpunkt des Schwärmens abzuschätzen und “nehme den Schwarm vorweg”. Dazu entnehme ich dem Bienenvolk kurz vor dem Schwarm die alte Königin und einige tausend Flugbienen und gebe ihnen eine neue Beute. Das ist ein naturnaher Kompromiss – der manchmal auch schief geht, dann muss ich doch auf eine Leiter steigen 🙂